Proseminar

Die Krankheit, Krise, Katastrophe in der Frühen Neuzeit

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass sich der Sinn von Begriffen, Bezeichnungen, Bennungen etc. im Lauf der Zeit verändern und verschieben kann. Vor diesem Hintergrund soll der Frage nachgegangen werden, was in der frühen Neuzeit als "Krankheit"; "Krise" oder "Katatastrope" empfunden wurde. Ein weiteres Untersuchungfeld soll das Verhältnis der hier vorgestellten Begriffe untereinander sein: Was haben Krisen mit Katastrophen zu tun? Führen Kranheiten (körperliche Phänomene, "Staatskrankheiten", moralische Krankheiten) zu einer als Krise wahrgenommen Entwicklung oder kulminieren sie gar in Katastrophen? Oder muß die Katastrophe als plötzliches, singuläres Ereignis, das die Betroffenen "wie aus heiterem Himmel" trifft, verstanden werden? Um diesen Fragenkomplexen nachzugehen, ist es sinnvoll, sich mit Gegenbegriffen wie "Gesundheit", "Stabiltät" und "Normalzustand" auseinanderzusetzen, denn gerade hier wird die historische Dimension der Untersuchungsgegenstände deutlich. So soll beispielsweise gefragt werden, wann Hunger angesichts endemischer Nahrungsmittelknappheit von den Zeitgenossen nicht mehr als Normalzustand wahrgenommen wird. Das Thema wird anhand von ausgewählten Beispielen aus der Frühen Neuzeit erarbeitet: So können "Katastrophen" sowohl am großen Erdbeben von Lissabon (1755), am Untergang der spanischen Armada (1588) wie auch anhand der Bartholomäusnacht (1572) exemplifiziert werden. Der Begriff der Krankheit umfaßt die ganze Spannbreite vom geradezu klassischen Beispiel der Pest, über die Syphilis bis hin zum Wahnsinn. Krisen und krisenhafte Entwicklungen werden sowohl im Bereich des Politischen ("Staatskrise"), des Religiösen ("Kirchenspaltung") wie auch im Alltag wahrgenommen. Das Proseminar vermittelt ein grundsätzliches Verständnis der Frühen Neuzeit als eigenständiger Epoche. Darüber hinaus wird auch der Zusammenhang zwischen Ereignis und Struktur verdeutlicht. Daher richtet sich diese Veranstaltung inbesondere an StudienanfängerInnen. Leistungsanforderungen: Referat und Hausarbeit.
Das Proseminar begleitend wird ein Tutorium angeboten, Zeit und Ort werden rechtzeitig bekanntgegeben (s. Aushang).

Literatur:
SCHILLING, Heinz. Aufbruch und Krise. Deutschland 1517 - 1648. Berlin 1988
LEHMANN, Hartmut und Ann-Charlott TREPP. Im Zeichen der Krise. Religiösität im Europa des 17. Jahrhunderts. Göttingen 1999.

Zurück?